top of page
Suche
  • Hubert Pomplun

Die Kute von Ketzür

Berlin-Brandenburger kennen das Wort: eine flache Grube, eine Senke. Unsere Kute ist ein 2 ha großer Teich, den wir zusammen mit dem umliegenden Land von insgesamt 4,2 ha nach langem Bemühen endlich kaufen konnten. Es ist ein Naturparadies mit einer bewegten Geschichte.

Die letzte Eiszeit hinterließ eine breite Schmelzwasserrinne, mindestens 25 km lang, in der sich die Seen der Beetzseekette gebildet haben. Ferner hinterließen die Gletscher Ton (feinst gemahlene Mineralien mit Korngrößen unter 2/1.000 mm) in z.T. meterdicken Schichten. Der wurde auch in Ketzür in den Jahren nach 1850 abgebaut, um zu Ziegelsteinen gebrannt zu werden.

Auf dem Höhepunkt des Berliner Baubooms („Gründerjahre“ nach 1870) gab es rund um den Beetzsee 58 Ziegeleien, die ihre Erzeugnisse auf dem Wasserweg nach Berlin lieferten.

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde hier Ton abgebaut, um daraus Ziegel für den Berliner Bauboom ("Gründerjahre") zu brennen. Hinter den Bäumen der Beetzsee. Foto AvP

Im Landeshauptarchiv in Potsdam gibt es auch Unterlagen über die Ziegelei in Ketzür.

Die Ketzürer Ziegelei dürfte in den 1860’er Jahren den Betrieb aufgenommen haben.

1873 wurden alte Brennöfen abgebrochen und ein moderner Ringofen gebaut.

1910 wurde nach mündlichen Berichten aus Ketzür der Betrieb beendet.

Wegen des hier überall hohen Grundwasserstandes musste in der Tongrube ständig gepumpt werden.

Nach dem Ende des Tonabbaus bildete sich schnell der Teich, der damit rund 100 Jahre alt ist.

Die Tiefe, über einer vermutlich dicken Schlammschicht, beträgt heute noch bis zu 4 m.








Der ganze Bereich gehört zum EU-Vogelschutzgebiet „Mittlere Havelniederung“. Unser Grundstück ist – wie auch die umliegenden – an einen Landwirt verpachtet, der darauf „Mutterkuhhaltung“ betreibt. Das ist eine extensive Nutzung mit Beweidung und Heumahd; letztere meist nur einmal pro Jahr, wegen der monatelangen Überschwemmung auch der Umgebung des Teichs im Winterhalbjahr (keine CO2-Freisetzung, da kein Grünlandumbruch; keine Boden- und Grundwasserbelastung durch Überdüngung oder Pestizide).

Die Abgeschiedenheit des Teichs hinter (meist) breiten Schilfgürteln im Sommer und die alljährliche Überstauung der Umgebung bis weit ins Frühjahr machen den Teich und seine Umgebung zu einem wichtigen Biotop besonders für Brut- und Zugvögel. U.a. wurden beobachtet Baumfalke, Blässgans, Blässhuhn, Flußseeschwalbe, Graugans, Graureiher, Haubentaucher, Höckerschwan, Kiebitz, Knäkente, Kolkrabe, Kormoran, Kranich, Lachmöwe, Löffelente, Milan (beide), Rohrdommel, Rohrweihe, Schellente, Schwarzhalstaucher, Schwarzstorch, Silberreiher, Singschwan, Stockente, Weißstorch.

Februar 2014: flach überschwemmte Umgebung

Oktober 2014: Unsere Infotafel am Radweg Ketzür-Lünow mit Blick auf die „Kute“

Kraniche Ende März 2013. Beim erneuten Wintereinbruch kurze Zeit später rasteten hier zeitweilig ca. 50 Kraniche

Bruchwasserläufer im Mai 2014

Mit unserem Grunderwerb wollen wir erreichen, dass ein solches Biotop erhalten bleibt - durchaus auch mit dieser umweltverträglichen Art der Landnutzung – und nicht eines Tages etwa von der fortschreitenden Agrarindustrie trockengelegt oder sonstwie "melioriert" wird. Natürlich sind auch behutsame Pflegemaßnahmen geplant, ferner der Bau eines Beobachtungsturms.


Seit 2002 besteht die bundesweite Verpflichtung, einen Biotopverbund auf "mindestens 10 Prozent der Fläche eines jeden Landes" zu schaffen (§ 20 Bundesnaturschutzgesetz). Die Realisierung verläuft höchst zögerlich. Am weitesten sind einige private Initiativen (z.B. Sielmann-Stiftung am "Grünen Band" und Biotopverbund Bodensee der Sielmann-Stiftung zusammen mit Prof. Berthold: "Jedem Dorf seinen Weiher"). Vom brandenburgischen Umweltministerium gibt es seit 2010 eine Forschungsarbeit, in der für einige ausgesuchte Arten und Lebensräume geeignete "Korridore" benannt werden, darunter auch für den Komplex "Kleingewässer und Seen". Unsere "Kute" wäre hierfür hervorragend geeignet - lassen Sie uns daran arbeiten.



13.5.2019 - und schon so groß! Seit dem 1.1.2019 haben wir die Kute neu verpachtet, an die Vereinsangler aus "unserem" Dorf. Die versprechen, mit für den Schutz des Gebiets zu sorgen.


12.12.2020: Rechts von der diagonal verlaufenden Schilfkante ist die bis 4 m tiefe Kute; links davon bildet sich seit 14 Tagen flaches Wasser, obwohl es kaum geregnet hat. Die Schlittschuhläufer im Winter (wenn es denn Frost gibt) freut's und die Watvögel im Frühjahr auch.



Links

11 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Umwelt

bottom of page