Die "Kulturlandschaft"
Das hier ist ein modernes Spargelfeld. Die Folien liegen z.T. länger als ein halbes Jahr auf den Reihen. Aber auch so etwas ist "Kulturlandschaft", denn das bedeutet weiter nichts als eine vom Menschen bearbeitete Landschaft. Auch Müllkippen, Flugplätze und Autobahnkreuze sind Kulturlandschaften. Das Gegenteil ist "Wildnis", vom Menschen nicht veränderte "Urnatur", die es in Deutschland nicht mehr gibt.
Warum machen wir Aufhebens davon? Weil auch dieses Wort so oft zur Vernebelung mißbraucht wird. Da sagt der Ex-Landwirtschaftsminister eines deutschen Bundeslandes in einer Diskussion um die Frage, ob eine solche Plastikwüste noch mit den Zielen eines Vogelschutzgebietes vereinbar sei, glatt, wir sollten doch froh sein, dass es noch Landwirte gibt, die die Kulturlandschaft "pflegen". Alles klar?
"Ach bitte, Herr Traktorfahrer, wo geht's hier zu dieser ... äh ... Kulturlandschaft?" (Zeichnung Pribbernow)
Dass die industriemäßig betriebene Landwirtschaft mit ihren immer größeren maschinengerechten Schlägen, ihren Monokulturen und dem übermäßigen Einsatz von Dünge- und Spritzmitteln der Hauptverursacher des Artensterbens in der offenen Landschaft ist, wird nicht mehr ernsthaft bestritten. Ob und wie das geändert werden könnte, ist ein anderes Thema.
Aber wir müssen uns diese Art von Landwirtschaft nicht auch noch als "Pflege" der Kulturlandschaft aufschwatzen lassen; oder frei nach Erich Kästner:
Was immer auch geschieht:
Nie wollen wir so tief sinken,
von dem Kakao, durch den man uns zieht,
auch noch selbst zu trinken!