Als echte Nomaden leben sie im Herbst einige Wochen bei uns, bis Nahrungsangebot und Wetter sie weiterziehen lassen. An den angestammten Rastplätzen kann man sie in dieser Zeit immer beobachten: am Morgen ihre Flüge vom Schlafplatz zu den Nahrungsflächen, tagsüber auf den abgeernteten Feldern der Umgebung, abends beim Rückflug zu den Schlafplätzen.
Die größten Rastplätze in Deutschland sind:
die "Rügen-Bock-Region" (Boddenküste zwischen Zingst-Darß und Rügen),
die Gegend um Linum im NW von Berlin,
das Diepholzer Moor (südlich von Bremen),
der Helme-Stausee bei Kelbra (südlich vom Harz, am Kyffhäuser)
Die Zahlen der dort rastenden Kraniche findet man im Internet – in den Zugmonaten laufend aktualisiert – unter www.grus-grus.eu oder www.kraniche.de/de/rastplaetze-in-europa.html
Nachts wollen sie zum Schutz vor Feinden in flachem Wasser stehen und natürlich brauchen sie auch Nahrung. Das sind die beiden Bedingungen für einen Rastplatz: großräumige möglichst ungestörte Landschaft mit Flachwasser und – bevorzugt – abgeerntete Maisfelder in der Nähe, auf denen sie oft wochenlang Nahrung finden. An der Boddenküste stehen sie tags auf den Feldern des Festlands und fliegen zum Schlafen hinaus zu den flachen Rändern des Boddens. In Linum schlafen sie auf flach überschwemmten Wiesen und in eigens für sie flach eingestellten Teichen einer ehemaligen Fischzucht. Der ganze Schlafplatz hat dort nur eine Fläche von etwa 1,5 km².
Dass die großen Vögel sich im Herbst in solchen Mengen versammeln, sehen die Einen als Zeichen dafür, dass es „genug gibt“; die Anderen als Alarmsignal dafür, dass die für die Rast geeigneten Plätze in unserer ausgeräumten „Kultur“landschaft immer weniger werden.
In Deutschland sammeln sich die einheimischen Brutpaare mit ihren Jungen ab Ende August. Die Jungvögel werden so "in die Gesellschaft eingeführt". Je nach Witterung kommen ab der ersten Septemberhälfte die Kranichfamilien aus dem Norden Europas dazu. Anfang Oktober erreichen die Rastzahlen meistens einen ersten Höhepunkt, auf den schnell die ersten größeren Abflüge folgen. Ein bis zwei Wochen später gibt es meistens ein weiteres Rastmaximum und dann nehmen die Zahlen bis Ende November stetig ab. Je nach Witterung und Nahrungsangebot überwintern auch mehrere Tausend in Deutschland.
Der Frühjahrszug verläuft nicht so spektakulär, weil die Kraniche dann meist in kleineren Gruppen und viel schneller durchziehen, um je nach Witterung die Brutplätze zu besetzen.
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